Eine Fahrt in die Vergangenheit - Mit dem Zug von Traunreut nach Traunstein
Bei regnerischem Wetter hatte ich kürzlich in Traunreut zu tun, so habe ich die Gelegenheit wahrgenommen und anstatt wie gewohnt mit dem Bus eine Fahrt mit dem Zug von Traunreut nach Traunstein unternommen.
Zunächst fällt auf dass der Bahnhof der größten Stadt im Landkreis eigentlich kein Bahnhof ist sondern ein Glashäuschen mit Fahrkartenautomat und einer Sitzgelegenheit. Einige wenige Fahrradabstellplätze sind vorhanden, ein Raum in dem man sich aufwärmen könnte oder gar ein öffentliches WC fehlen. Da angesichts der tristen Ausstattung des Traunreuter Bahnhofs natürlich kein Fahrkartenschalter vorhanden ist muss man zum Kauf einer Fahrkarte mit einem Automaten vorlieb nehmen, eine Beratung ist somit nicht möglich. Ich wähle aus den zwei vom Fahrkartenautomaten angebotenen Tarifen den billigeren für 3,10 Euro, warum ich den Tarif für 3,40 Euro nehmen soll erschließt sich mir in der kürze der Zeit nicht. Da der Automat bei solch geringen Beträgen nur Scheine bis maximal 10 Euro akzeptiert und ich kein passendes Kleingeld zur Hand habe versuche ich es mit einem 5 Euro Schein, leider ist der Automat nicht dazu zu überreden meinen 5 Euro Schein anzunehmen. Rettung naht in Gestalt eines anderen Fahrgastes der mir meinen 5 Euro Schein gegen einen nahezu unbenutzten Schein austauscht – endlich akzeptiert der Fahrkartenautomat die Bezahlung. Die Südostbayernbahn untersagt mittels Aufklebern an den Zugeingangstüren ausdrücklich den Zutritt ohne Fahrschein, was hätte ich wohl machen sollen wenn der Fahrkartenautomat den 5 Euro Schein nicht akzeptiert hätte?
Der Zug aus Traunstein kommend kündigt sich durch mehrmaliges pfeifen an und kommt pünktlich an, es ist Dienstag Nachmittag an einem Wochentag ohne Schulferien, trotzdem steigen nur etwa 9 Personen aus dem Zug. Der Einstieg in den Zug ist für jüngere Menschen problemlos möglich, für ältere Personen können die zu überwindenden Treppen jedoch eine Problem darstellen. Außer mir benutzen noch drei weitere Personen den Zug, ich habe einen Waggon fast für mich alleine.
Der Zug verlässt pünktlich den Bahnhof und setzt sich gemächlich in Bewegung. Gerade wenn man in dem Waggon ohne Diesel-Antriebsaggregat sitzt hört man beinahe keine Fahrgeräusche, die Sitzplätze sind nicht schmutzig, dies ist Reisen in angenehmer Form.
In St. Georgen bleibt der Zug nicht stehen weil dort kein Haltepunkt vorgesehen ist, erst in Hörpolding bleibt der Zug stehen, wie erwartet steigt dort niemand zu oder aus. Der Hörpoldinger Bahnhof macht eine verfallenden Eindruck, ist aber immerhin mit einer Person besetzt.
Nach kurzem Halt setzt sich der Zug wieder langsam in Bewegung um weiter Richtung Matzing zu fahren, in Matzing bleibt der Zug stehen, es steigt jedoch kein Fahrgast aus oder ein sondern überraschenderweise der Lokführer. Er öffnet per Schlüssel einen am alten Bahnhofsgebäude angebrachten Kasten und betätigt den darin angebrachten Schalter und steigt wieder ein. Der Schaltvorgang dient offensichtlich dazu die Lichtsignalanlage am Bahnübergang über die B304 Matzing zu aktivieren - eine Fernsteuerung oder ein automatisches Auslösesystem scheinen hier noch Zukunftsmusik zu sein.
Zug Traunreut Traunstein Nahe des Gewerbeparks Kaserne in Traunstein |
Der Zug fährt weiter parallel zur B304, erreicht aber nirgends eine höhere Geschwindigkeit als geschätzte 60-70 Km / h, an den unbeschrankten Bahnübergängen Biebing und Herbsdorf bremst der Zug beinahe auf Schrittgeschwindigkeit ab, erst ab dem stillgelegten Bahnhof Aiging / Nußdorf in Mögstetten wird der Zug etwas schneller. In Traunstein / Empfing bleibt der Zug nicht stehen da dort kein Fahrgast aus- oder einsteigen will. Der Zug erreicht pünktlich nach knapp 30 Minuten Reisezeit den Bahnhof Traunstein. So endet meine kleine Reise in die Vergangenheit.
Entspannt aber etwas verwundert steige ich aus, es stellen sich mir einige Fragen:
- Weshalb gibt es am Bahnhof Traunreut kein WC?
- Warum bleibt der Zug im relativ großen St. Georgen nicht stehen?
- Weshalb ist der Bahnhof Hörpolding durch eine Person besetzt und der Bahnhof Traunreut nicht?
- Weshalb muss im Jahre 2009 immer noch die Signalanlage Matzing vom Lokführer per Hand eingeschaltet werden? Gibt es keine Fernsteuerung?
- Weshalb sind die Bahnübergänge Biebing und Herbsdorf nicht beschrankt? Dies wurde bereits vor mehr als 20 Jahren diskutiert.
- Wie sollen ältere Personen am Bahnhof Traunstein ihr Gepäck von den Bahnsteigen 3 (München), 4 (Traunreut) und 5 (Waging) zum Bahnhofsgebäude transportieren?
Im Zuge der Wiederanbindung der Stadt Traunreut wurde leider die Verbindung nach Norden in Richtung Trostberg weiter ausgedünnt, mehr dazu können sie auf folgender Seite der Passauer Neuen Presse vom 18.12.2008 lesen:
Ein weiterer Reisebericht von einer Fahrt mit der Lokalbahn Salzburg nach Bürmoos folgt in Kürze.